AK Behindertenfragen besucht Bahnhof

17.08.2017

Vertreterinnen und Vertreter des Viersener Arbeitskreises Behindertenfragen haben das Bahnhofsgebäude in Alt-Viersen besichtigt. Anlass war die Eröffnung der neuen Toilettenanlage. Gesprochen wurde aber auch über weitere Fragen wie die künftige Gestaltung der Automatiktüren und ein Leitsystem für Sehbehinderte. Heinz-Jürgen Antwerpes begrüßte zu dem Termin neben Bahnhofseigentümer Horst Dannreuther Bürgermeisterin Sabine Anemüller und die Technische Beigeordnete der Stadt Viersen, Beatrice Kamper.

Die neue Anlage, für die die Stadt Viersen gut 75.000 Euro investiert hat, wird künftig vom Bahnhofseigentümer unterhalten. Hier besteht ein Vertrag mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Dannreuther sagte, er habe eine Mitarbeiterin eingestellt, die in regelmäßigen Abständen die Toilette kontrolliere und bei Bedarf eingreife. Wie gefragt das neue Angebot ist, zeigte sich bereits während des Besichtigungstermins: Mehrfach fragten Menschen, die die Toilette aufsuchen wollten, ob die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Besichtigung alle anstünden.

Für Behinderte mit CBF-Schlüssel ist die Nutzung des WCs kostenlos. Andere Nutzer müssen 50 Cent zahlen. Die Nutzungsdauer beträgt 15 Minuten, für Behinderte höchstens 30. Danach wird die Tür wieder freigegeben. Eine Minute vor dem Ende der Höchstzeit ertönt ein Warnsignal. Wird die Tür mit dem speziellen Behindertenschlüssel aufgeschlossen, öffnet sie sich automatisch. Sonst muss sie von Hand geöffnet werden. Ob das WC frei oder besetzt ist, wird durch entsprechende rote und grüne Lichter über der Tür und an der Schließeinrichtung für den CBF-Schlüssel angezeigt.

Hat ein Nutzer den Toilettenraum verlassen, leuchtet zunächst ein gelbes Lämpchen. Dann wird die Sitzbrille des WCs eingezogen und gereinigt. Diese Selbstreinigung funktioniert nur, wenn sich niemand im Raum aufhält. Die Automatik wird über Sensoren gesteuert. Sie sorgt auch dafür, dass nach dem Öffnen der Tür von innen automatisch gespült wird, falls ein Nutzer vergessen haben sollte, den entsprechenden Knopf zu drücken.

Der Innenraum der Toilette ist mit einem fugenlosen Kunstharzboden beschichtet. Keramische Fliesen erschweren die Zerstörung und erleichtern zugleich die Reinigung. Der Raum wird per LED beleuchtet und über eine Umluftheizung erwärmt. Ein Abluftventilator verhindert „dicke Luft“.

Das WC selbst besteht überwiegend aus Edelstahl. Es kann von Menschen im Rollstuhl von beiden Seiten angefahren werden. Sowohl die Spülung als auch der Notruf lassen sich unter anderem über Druckknöpfe in den klappbaren Griffen der Toilette bedienen. Zwei Papierrollenhalter und eine feuerfeste Abfallbox gehören ebenso zur Ausstattung wie ein auch für sitzende Personen erreichbarer Mantelhaken.

Der unterfahrbare Waschtisch besteht ebenfalls aus Edelstahl. Die Armatur sowie der automatische Seifenspender und der Handtrockner werden über Sensoren bedient. Ein geneigter Edelstahlspiegel komplettiert das Angebot.

Behinderten-Sprecher Antwerpes zeigte sich zufrieden mit der Ausführung der Anlage. Sie sei groß genug, um sie mit Elektrorollstühlen zu befahren und sinnvoll ausgestattet und nutzbar. Einige Details könnten verbessert werden. Er stimmte aber der Technischen Beigeordneten der Stadt Viersen, Beatrice Kamper, zu, die sagte, es gehe hier vorrangig um kleine Veränderungen, die einen erheblichen zusätzlichen finanziellen Aufwand bedeutet hätten. Insgesamt erreiche die Gestaltung ein sehr hohes Niveau. Einzelne Verbesserungen, die sich einfach verwirklichen lassen, könnten noch nachgearbeitet werden.

Bahnhofseigentümer Horst Dannreuther sprach über seine Pläne für die Zukunft des Bahnhofsgebäudes. So werde in einigen Monaten ein Speiseeisproduzent einziehen, der auch eine Eisdiele betreiben werde. Viele weitere Ideen, auch für die Gestaltung, seien noch nicht so weit gediehen, dass er diese schon verkünden wolle.

Die Zwischentüren zum Bahnhofstunnel der Deutschen Bahn stünden derzeit wegen häufiger Defekte der Schließautomatik dauerhaft offen. Das sei während der wärmeren Jahreszeit kein Problem. Bis zum Winter soll hier eine vernünftige und zuverlässig funktionierende Lösung gefunden werden. Beabsichtigt sei, hier wieder eine weit öffnende Glasschiebetür zu installieren. Am Ausgang zum Bahnhofsvorplatz werde es bei den vorhandenen Türen bleiben. Andere Lösungen seien aus Gründen des Denkmalschutzes nicht zu verwirklichen.

Ein weiteres Thema war das von der Stadt Viersen geplante Leitsystem für Sehbehinderte und Blinde im Bahnhofsgebäude. Diese mit 5000 Euro veranschlagte Maßnahme wird nun ausgeführt, nachdem Dannreuther als neuer Alleineigentümer keine Bedenken gegen den Einbau der taktilen Leitstreifen hat. Der genaue Termin steht noch nicht fest.