Zwei Brände in einer Nacht

12.06.2018

Die Feuerwehr Viersen musste am Montag, 11. Juni 2018, und in der Nacht zum Dienstag, 12. Juni, zu zwei Brandeinsätzen in einem ehemaligen Industriebetrieb an der Straße Rahserfeld ausrücken. Beim zweiten Feuer stand der Dachstuhl des Verwaltungsgebäudes in Vollbrand. Der Brandgeruch zog über weite Teile Alt-Viersens.

Der erste Einsatz begann mit dem Alarm um 19.25 Uhr am Montag. Gleich mehrere Anrufer hatten der Leitstelle die Rauchentwicklung gemeldet. Tatsächlich fand die Feuerwehr ein Feuer im Dachbereich des ehemaligen Kontorgebäudes, das sehr intensiv rauchte. Da das Gebäudeinnere nicht mehr sicher ist, konnte nur von außen gelöscht werden. Um 19.59 Uhr war der Brand unter Kontrolle. Kurz nach 20.30 Uhr waren auch die letzten Reste gelöscht. Die Feuerwehr konnte wieder abrücken.

Im Einsatz waren hier 55 Feuerwehrleute, darunter vier Rettungsdienstler. Alarmiert waren die Hauptwache und der gesamte Löschzug Viersen sowie die Einsatzleitwagengruppe (ELW-Gruppe). Hinzu kamen Beamte der Polizei.

Um 0.50 Uhr am Dienstag mussten die gleichen Einheiten erneut ausrücken. Sowohl ein Anrufer als auch Mitarbeiter der Leitstelle hatten ein erneutes Feuer im selben Gebäude bemerkt. Jetzt stand der Dachstuhl in ganzer Ausdehnung in Flammen. In der Dunkelheit war das Feuer weithin wahrnehmbar. Feuerwehrchef Frank Kersbaum sagte in einer ersten Einschätzung, das zweite Feuer sei wahrscheinlich in einem Bereich entstanden, der vom ersten Feuer nicht betroffen war. Wie die Brände entstanden seien, lasse sich aber aus Feuerwehrsicht nicht feststellen, da das Gebäude nicht betreten werden kann.

Die Feuerwehr beschränkte sich zunächst auf die Sicherung der Nachbargebäude. Gelöscht werden konnte erst, nachdem der Dachstuhl eingestürzt war. Auch hier musste die Wehr sich auf den Wassereinsatz von außen beschränken. Die Löscharbeiten dauerten bis 6.30 Uhr. An dem zweiten Einsatz waren 43 haupt- und ehrenamtliche Feuerwehrleute beteiligt, darunter vier Mitarbeiter des Rettungsdienstes.

Bei dem Gebäudekomplex handelt es sich um die ehemalige Herd- und Ofenfabrik Gebrüder Dinsing. Die wesentlichen Gebäude sind 1898 und 1909 fertiggestellt worden. Die Gebäude stehen seit 2005 unter Denkmalschutz. In der Begründung für die Eintragung in die Denkmalliste heißt es, das Werk sei ein „eindrucksvoller Beleg für die in Stadt und Kreis Viersen vielfältig entwickelte eisenverarbeitende Industrie“. Die Dinsing-Werke gingen 1971 in Konkurs. Anschließend nutzte Rapido das Gelände. Die Produktion wurde vor etlichen Jahren eingestellt.

In dem Gebäudekomplex hat es in den vergangenen Jahren immer wieder größere und kleinere Brände gegeben. In der Regel wurde anschließend Brandstiftung als Ursache festgestellt, ohne dass aber Täterinnen oder Täter ermittelt werden konnten. Wiederholt wurden Forderungen laut, die Stadt solle für den Abriss des Werkes sorgen.

Da der Komplex in Privateigentum steht und zudem denkmalgeschützt ist, sind der Verwaltung hier aber enge Grenzen gesetzt. Bürgermeisterin Sabine Anemüller: „Wir können nur dann eingreifen, wenn von dem Gebäude eine unmittelbare Gefahr ausgeht, die über die Grundstückgrenzen hinaus wirkt.“ Diese Voraussetzungen seien bislang nicht gegeben gewesen. Allerdings werde die Stadt, wie schon bisher, auch nach dem jetzigen Brand die Situation neu prüfen und das Gespräch mit dem Eigentümer suchen. „Die Lage, wie sich derzeit und schon etwas länger darstellt, ist sicherlich für alle Beteiligten unbefriedigend. Ich hoffe, dass sich hier bald eine Lösung finden lässt.“